Schnäppchenorgien oder nachhaltige Mode?

Nachdem in Kleidungsstücken der Billig-Kette Primark eingenähte Hilferufe gefunden wurden, ist die Empörung groß. Eine Empörung, ausgelöst durch eine in unsere Wohlstandsgesellschaft übergeschwappten Welle, die Strandgut mit sich führte, das uns im Westen vor Augen führt, dass unsere heile Welt immer noch auf der Ausbeutung anderer Menschen aufgebaut ist. Nun sprechen einige Indizien dafür, dass die vermeintlichen Hilferufe nicht authentisch, sondern Teil einer inszenierten Kampagne sind. Das mindert aber nicht die Schuld, die Käufer bewusst oder unbewusst auf sich nehmen, wenn sie Produkte kaufen, die zu notorischen Billigpreisen angeboten werden. Der Konsument muss sich den Einwand gefallen lassen, dass solche Schnäppchenorgien nur möglich sind, wenn jemand anders dafür auch die Rechnung bezahlt. Und das sind in den meisten Fällen die Näher in Bangladesh, in Indien und anderen Entwicklungs- und Schwellenländern.

Mittlerweile andere Wege in Richtung Nachhaltigkeit scheint der schwedische Modehersteller H&M zu gehen. So hat das Unternehmen im vergangenen Jahr angekündigt, in den Zulieferbetrieben in Bangladesch und Kambodscha bis 2018 einen Living Wage (also einen existenzsichernden Lohn) einzuführen. Ganz aktuell stellte H&M einen so genannten „Green Pop Up-Store“ in Hamburg vor, der in Kooperation mit der DO School entstanden ist. „Hinter dem Green Pop Up Store steht die Idee, aus nachhaltigeren Materialien ein Store-Modell zu entwickeln, das finanziell rentabel und in jedes H&M-Geschäft integrierbar ist. Außerdem stehen die Kommunikation und das Verständnis zwischen Kunden und Mitarbeitern im Fokus“, heißt es bei H&M.

Bild: H&M
Bild: H&M

Gefertigt wurde das Store-Modell aus dem Upcycling-Material Ecor, einem holzartigen Rohstoff, der aus recycelten Tetra Paks und Biomüll besteht. Darüber hinaus wurden Materialien aus Lagerbeständen, wie z. B. Paletten, Zeitungen und Stoffe wiederverwendet. Bei der Beleuchtung kommen energiesparende Leuchtmittel zum Einsatz.

Solche Maßnahmen sind meiner Meinung nach Schritte in die richtige Richtung. Es bleibt zu hoffen, dass hier ein Wandel hin zu nachhaltigeren Produkten und Konzepten angestoßen  und nicht nur etwas fürs grüne Image getan wird.

Ein Kommentar zu “Schnäppchenorgien oder nachhaltige Mode?

  1. Seit Wochen sehe ich die Benachrichtigungsmail zu diesem Beitrag in meinem Posteingang und weiß nicht recht, wie ich das Thema kommentieren soll, obwohl ich es tun möchte.
    Einerseits frage ich mich: „Wozu nachhaltige Mode, wenn die Modeindustrie alle sechs Monate Neues anbietet und der Modebeeinflusste (oder -bewusste) sich genötigt fühlt, aufzurüsten? Nachhaltigkeit, obwohl die Klamotten i.d.R. nach wenigen Monaten nicht mehr getragen werden? Könnte als Verschwendung betrachtet werden.“
    Andererseits sage ich mir: „Von solchen Niedrigpreisen können die Näherinnen und Näher nicht leben, was ich mir aber wünschen würde. Billigmode, die nach wenigen Waschgängen kaputt geht, wäre zwar ganz im Sinne der Designer, geht aber gegen die Hersteller.“
    Was nun? Also, ich wünsche mir weniger Oberflächlichkeit in der Betrachtung des Trägers, sodass wir nicht schief angeschaut werden, wenn unsere Klamotten nicht der aktuellen Werbung entsprechen und Preise, die auf jeden Fall eine menschenwürdige Existenz den vielen, vielen Leuten hinter den Nähmaschinen bietet. Es sind letztendlich nur wenige Cents pro Kleidungsstück, die in der Tasche der Näherinnen und Näher einen Riesenunterschied machen…

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